Die Segler-Vereinigung BSVb wehrt sich mit einem offenen Brief gegen das Vorhaben, im Bodensee (auf deutscher Seite, im Bundesland Baden-Württemberg) ein «Versuchs-Projekt» zur Felchenzucht zu starten.

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Im Bodensee soll auf deutscher Seite eine Felchen-Massenzucht entstehen. Fischer, die Berufsfischer und die Freizeitkapitäne wehren sich vehement dagegen.

Die Segler sind jedoch nicht die ersten: Bereits der IBMV, der Internationale Bodensee Motorboot Verband der Länder Deutschland, Österreich und der Schweiz, hat sich dezidiert gegen solche als «Versuche» getarnte (Felchen-)Zuchten ausgesprochen.

Die Kapitäne, ob vom Wind oder aber Motor angetrieben, befürchten einen weiteren Verlust von Wasserfläche, die sie mit ihren Booten befahren dürfen. Würde es nämlich zu diesen Zuchtgehegen kommen, wäre die logische Konsequenz, dass eine entsprechend grosszügige Fläche für jeglichen Wasserverkehr gesperrt würde. Naturgemäss sind Kiele und Propeller Feinde jedes Netzgeheges. Hier findest Du den Offenen Brief im Original.

Felchen aus Zucht: Eine lange Geschichte

Die Geschichte der Bodensee-Felchen aus einer offenen Zucht begann bereits vor Jahren: «Wir haben die klassischen Untersuchungen gemacht, die züchterisch von Bedeutung sind», sagte Alexander Brinker, Leiter der Forschungsstelle Langenargen, schon im Sommer 2016. «Welche Krankheiten tauchen in einer Zucht auf? Kann man ohne Medikamente damit umgehen? Wie kriegen wir die Tiere an das Trockenfutter?»
Es darf davon ausgegangen werden, dass diese «klassischen Untersuchungen» einiges an Zeit und Mittel in Anspruch genommen haben dürften. Mittel, die wieder reingeholt werden müssen. Und wollen.
Im Frühling 2017 kursierte ein offener Brief vom Angelsportverein Konstanz, der auf Schweizer Seite im Thurgauer Fischereiverband FVTG einen Unterstützer fand: «Wir pflegen beste Beziehungen zu den Fischerkollegen in Konstanz und sehen es genauso, dass wir keine weitere Massentierhaltung im Bodensee wollen», sagte Christoph Maurer, Präsident des FVTG.

«Würde den Todesstoss für die Berufsfischer am Bodensee bedeuten»

Reto Leuch, Präsident der Schweizer Berufsfischer am Bodensee, fand ebenfalls klare Worte für das Vorhaben, im Bodensee mit einer Felchenzucht zu starten: «Wenn der Felchen, unser Brotfisch, bald aus einer offenen Bodensee-Zucht käme, würde dies den Todesstoss für die Schweizer Berufsfischerei am Bodensee bedeuten. Wir verstehen nicht, dass man sich so vehement dagegen wehrt, die Phosphorausfällung in den Kläranlagen zu reduzieren, dafür aber solche Projekte in Angriff nimmt.»

Schwierige Lage für Felchen im Bodensee

Dieses Jahr ist zum ersten Mal seit 55 Jahren der Felchen nicht für den Laichfischfang durch die Berufsfischer freigegeben worden. Dies hat die IBKF (Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodensee-Fischerei) entschieden, nachdem bei den Testfängen rund um den gesamten See nur sehr wenige laichbereite Tiere in die (Versuchs-)Netze gingen. Über die Gründe können keine verlässlichen Aussagen gemacht werden.
Der schon seit längerem niedrige Nährstoffgehalt im Bodensee (mitbedingt durch die eingeschleppte Dreiecksmuschel, die bereits die grösste Biomasse im Bodensee darstellt und sich von Schwebeteilchen ernährt), die massive Ausbreitung der ebenfalls invasiven Stichlinge und auch der extrem warme Sommer 2018 dürften jedoch das ihre dazu beigetragen haben.

«Diese Ruhe ist verräterisch!»

Der Bodensee ist nicht nur Trinkwasser-Speicher für ungefähr sechs Millionen Menschen, sondern vor allem ein wertvolles Juwel mitten in Europa. Die Biodiversität dieses funktionierenden Ökosystems und auch die Trinkwassersicherheit vorsätzlich zu gefährden mit einer Massentierzucht (mit den Folgen der Überdüngung, Eingabe von Antibiotika etc.) erachte ich dabei als höchstgradig verantwortungslos und verabscheuungswürdig.
Im Moment ist es verräterisch ruhig um dieses Projekt geworden. Fast schon zu ruhig…