Wie verbreitet der Aberglaube, also der Glaube an Glück und Unglück selbst heute noch ist, im Jahr 2019? Es wird Dich erschüttern – mich jedenfalls hat es das.

Klammheimlich steckt er – endlich auf dem Wasser, noch bevor er seinen Köder zum ersten Mal auswirft, seine Hand in die Hosentasche. Klaubt etwas hervor – küsst es (ganz geheimnisvoll, hinter vorgehaltener Hand, damit ich es ja nicht sehen kann). Um es dann sofort, ebenso klammheimlich, wieder in die Tasche zu stopfen. Ganz so, als wäre überhaupt nichts geschehen; will sich mir nichts, dir nichts, dem Fischen widmen. «Was war denn das?!» stammle ich, fast etwas ungläubig. «Das war mein Glücksbringer» entgegnet mein Fischerkollege, verlegen, dass ich ihn dabei «erwischt» habe, wie er seinem Aberglauben fröhnt. «Zeig her!» Ich muss wissen, was das ist. Widerwillig klaubt mein Kollege – ein Typ, gross wie ein Bär, dem man solchen Aberglauben niemals zutrauen würde (ich zumindest nicht!) erneut in seinen Fischerhosen herum. Um dann nach kurzem Genuschel ein pelziges Etwas aus der Tasche herauszuziehen. «Meine Hasenpfote, die bringt echt Glück!» das Geständnis. «Ou Mann… echt jetzt? Ernsthaft?»
Frauen oder verbotene Worte an Bord… wir Fischer sind beim Aberglauben wirklich nicht wählerisch!
Im Sommer 2017 waren meine Frau und ich in Norwegen. Haben dort zehn Tage im Velfjord gefischt. War das himmlisch! Natur pur, Dorsche satt, Makrelen, Seelachse, Rotbarsche… was wollten wir mehr? Zwar haben wir unseren Vorsatz, erst vom Fischen ins Ferienhaus zurückzukehren, wenn die Sonne untergegangen ist, kein einziges Mal umsetzen können – Schande über uns! Dafür aber haben wir zwei weitere, weit verbreitete norwegische Aberglauben kennen lernen dürfen, die wir so gar nicht nachvollziehen können:
Erstens bringt es gemäss unseren norwegischen Freunden offensichtlich Unglück, wenn Frauen auf dem Fischerboot dabei sind. Warum das denn? Ich höre eigentlich immer nur das Gegenteil, wenn ich meinen Fischerfreunden sage, dass meine Frau ebenfalls gerne ihre eigene Fliegenrute schwingt und auch gerne mit dem Spinner (damit bin für ein Mal nicht ich gemeint!) fischt. «Du Glücklicher!» Stimmt! Wie man das in Norwegen als «Unglück» empfinden kann? Na ich weiss nicht…
«Halibut» ist verboten, «Hellefisk» aber völlig okay
Der zweite, recht verbreitete Aberglaube in unserem Teil Norwegens war der, dass man «auf gar keinen Fall!» das böse Wort «Halibut» aussprechen durfte, wenn man auf diesen Fisch angelte. Ansonsten hätte man sofort keine Chance mehr, diesen begehrten Fisch zu fangen. Dagegen war «Hellefisk» zu sagen, was schlicht «Plattfisch» auf norwegisch heisst, völlig legitim. Ich bin ja immer dafür, dass man sich den Gepflogenheiten des Gastlandes anzupassen hat. Deshalb achtete ich auch peinlichst genau darauf, das Wort «Halibut» nicht in den Mund zu nehmen, und sprach stattdessen immer vom «Hellefisk». Ich schwöre es! Gefangen aber habe ich den Fisch trotz allem nicht.
Damit ist die Liste der Aberglauben aber noch längst nicht beendet. Sie geht von Bananen, die auf den Fischerbooten verboten sind, bis zur Farbe Grün, die auf dem Wasser Unglück bringen soll. Oder auch nur das Aussprechen des Wortes «Hase». Was es mit all diesen Aberglauben auf sich hat, das beschreibe ich gerne in einem anderen Blog – wir wollen ja nicht bereits alles Pulver auf ein Mal verschiessen. Dies brächte nämlich, Du ahnst es sicher bereits: Unglück…
Mit einem kräftigen Fischergruess, Dompy
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