Die «Bauernzeitung.ch» hat am 18. März in einem Newsbeitrag (fischernews.ch berichtete) eine «Modellanalyse» vom deutschen Landwirtschafts-Blättli «Agrarheute» publiziert. Nun sind Fakten zum Vorschein gekommen, welche den Wahrheitsgehalt dieser Newsmeldung doch stark in Frage stellen.

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#LebenStattGift

Am 18. März publizierte die «Bauernzeitung» unter dem Titel «Windräder als Todesfalle für Insekten» die Newsmeldung von «Agrarheute», die von sage und schreibe 24’000 Tonnen zermantschten Insekten an den Rotorblättern der deutschen Windkraftanlagen pro Jahr berichtete.
Der blanke Horror, nicht wahr?

Nur: Diese Zahl scheint nichts anderes als Panikmache zu sein im Vorfeld der Abstimmungen über die beiden Volksinitiativen, welche Pestizide in der Schweiz bekämpfen (Trinkwasserinitiative und Pestizidinitiative).

Vor wenigen Tagen wurde die Meldung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) aus Köln kommuniziert, wonach eszwar zutrifft, dass pro Tag gemäss Rechnungen rund 5,3 Milliarden Insekten von Rotorblättern der Windkraftanlagen Deutschlands getötet werden – könnten. Nur: Es werden nicht «24’000» Tonnen kommuniziert von den Wissenschaftlern, sondern von «mindestens 1200 Tonnen» pro Jahr, also einem Zwanzigstel von dem, was «Agrarheute» und auch die Bauernzeitung behaupten.

Bienen, Falter und viele Käfer sind «safe»

Dr. Klaus-Dieter Feige, Vorsitzender der Ornithologischen Gesellschaft Mecklenburg-Vorpommerns, will gemäss Medienberichten die Auswirkungen von Windrädern auf Lebewesen keinesfalls verharmlosen. Dennoch: Die wichtigste Ursache fürs Insektensterben sieht er in der intensiv betriebenen Landwirtschaft. «Tagfalter, Heuschrecken und viele Laufkäfer sind am Boden oder bis maximal 30 bis 40 Meter Höhe zu finden. Ihnen schaden vor allem Insektengifte und andere Chemikalien aus der Landwirtschaft», wird er zitiert.

Fritz-Olaf Lehmann, Professor am Institut für Biowissenschaften der Rostocker Universität erklärt seinerseits, dass es nicht geklärt sei, ob Windräder wirklich eine Bedrohung für einzelne Arten darstellen würden. Und fügt an, dass sich wichtige heimische Insekten «wie Bienen und Hummeln» vorwiegend in Bodennähe aufhalten würden.

Reine Abstimmungs-Propaganda?

Dass die Bauernzeitung offensichtlich masslos übertriebene Zahlen von «Agrarheute» veröffentlicht und das Ganze so darstellt, als würde es sich dabei um verlässliche, wissenschaftlich fundierte Daten handeln, verwundert mich kein bisschen. Offenbar scheint man früh damit anfangen zu wollen, der Bevölkerung klarzumachen, dass nicht die 2030 Tonnen Pestizide schuld sind am doch massiven Insektenrückgang, sondern – eben – unter anderem die Windkraftanlagen in Deutschland… (Gemäss aktuellen Zahlen des Schweizer Bundesamts für Landwirtschaft BLW wurden im Jahr 2017 in der Schweiz 2030 Tonnen Pestizide verkauft.)

Noch ganz kurz: Nicht gegen Bauern, aber…

Ich höre immer wieder den Vorwurf, dass ich mit Berichten wie diesem «gegen Bauern» schiessen würde. Nein, das tue ich nicht. Ich bin dankbar für jeden einzelnen Bauern, der zu seinem Land, seinen Tieren schaut. Aber ich bin auf der anderen Seite einfach nicht länger bereit, mit meinen Steuern Geld in eine Landwirtschaft zu pumpen, wo mit diesem, meinem Geld dann von den Bauern synthetische Pestizide gekauft werden, die ich danach in meinem Gemüse habe, die in den Fischen nachweisbar sind, und die unsere Flüsse, Seen und schliesslich auch unser aller Trinkwasser vergiften.
So kann; so darf es schlicht nicht weiter gehen. Daher auch die beiden Volksinitiativen, die ich beide – aus Überzeugung – vorbehaltlos unterstütze. Ich habe eine Mitteilung erhalten von einem Verfasser, der absolut Recht hat mit seiner Aussage: Auch wir als Konsumenten und Endabnehmer der Landwirtschaftsprodukte haben eine Aufgabe, es reicht nicht, gegen die Verwendung der Gifte in der Landwirtschaft zu protestieren: Wir müssen endlich aufhören, bei unsern Lebensmitteln auf die «perfekte Optik» zu schauen und «Catwalk-Gemüse» zu verlangen.

Ganz gemäss dem letzten Satz des Kindergedichts «Apfelernte» von Hanns von Gumppenberg: «Doch Wurm und Sturm, die wissen es besser.»

Mit einem kräftigen Fischergruess, Dompy