2.4.2019 – Heute Morgen wurde vom BAFU (Bundesamt für Umwelt) ein Bericht über zwei neue Studien (eine von der eawag, die andere vom Oekotoxzentrum) veröffentlicht, der bestätigt, dass Schweizer Bäche noch immer mit zu vielen Umweltgiften aus der Landwirtschaft belastet sind. Und weiter, dass von den Stoffgemischen (teilweise bis 30 verschiedene, hochaktive Chemikalien) eine biologische Gefahr ausgeht.

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13’000 km beträgt die Länge der Bäche in unserm Land. Gemäss diesen repräsentativen Zahlen sind sie alle – mehr oder weniger stark – mit Pestiziden belastet. ©Dompy

Vom März bis Oktober 2017 wurden fünf kleine Bäche mit unterschiedlichen landwirtschaftlichen Nutzungen in den Einzugsgebieten laufend auf Pestizide untersucht. Mit dem erschreckenden Ergebnis:
«Pro Standort wurden zwischen 71 und 89 Wirkstoffe gefunden, insgesamt 145 Stoffe. Umweltqualitätskriterien, für jeden Stoff aus Tests abgeleitet, wurden in allen fünf Bächen überschritten. Über dreieinhalb bis sechseinhalb Monate lang, das heisst stellenweise während der ganzen Vegetationszeit, bestand ein Risiko für eine chronische, also schleichende Schädigung der Organismen im Bach.»

«Akute Beeinträchtigung der Lebensgemeinschaften»

«Während 14 bis 74 Tagen war das Risiko so hoch, dass mit akuten Beeinträchtigungen der Lebensgemeinschaften gerechnet werden muss. Zu diesem Befund führten einzelne besonders problematische Stoffe, aber schliesslich auch die ganze Mischung aus Herbiziden, Fungiziden, Insektiziden und weiteren Mitteln: Im Eschelisbach (TG) lag dieses berechnete Risiko bis 36 mal und im Weierbach (BL) bis 50 mal über der Schwelle, ab welcher negative Effekte auf Fortpflanzung, Entwicklung und Gesundheit von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen befürchtet werden müssen. Für Pflanzen wurde dies zusätzlich mit einem Algentest überprüft. Bei den wirbellosen Tieren zeigte sich, dass empfindliche Arten an belasteten Standorten schlicht fehlten.»

Frühere Ergebnisse werden in Frage gestellt…

«Die hohe Zahl an Pestiziden in Schweizer Gewässern – vor allem Pestizide aus der Landwirtschaft – ist spätestens seit Studien von 2012 und 2015 bekannt. Doch deren Ergebnisse wurden auch in Frage gestellt: Die gewählten Gewässer seien nicht repräsentativ und es sei unklar, welcher Anteil der Wirkstoffe aus nicht-landwirtschaftlichen Anwendungen stammten. Für die Kampagne 2017 haben die Forschenden daher aufgezeigt, dass in den beprobten Bächen praktisch kein Siedlungsabwasser mitgemessen wird und dass die Standorte zwar in intensiv genutzten Einzugsgebieten liegen, aber durchaus nicht aussergewöhnlich sind.»

«Bei vier von fünf Bächen würde selbst eine zehnfach extensivere Landwirtschaft im Einzugsgebiet wohl noch zu Überschreitungen der Qualitätskriterien führen», sagt Christian Stamm, Bodenhydrologe von der Eawag, «in diese Kategorie fallen rund 13’000 Kilometer Schweizer Bachläufe.»

Die Medienmitteilung des BAFU findest Du hier.

Shame on you

Ein Mal mehr wurde in Langzeittests bewiesen, dass bereits in kleinsten und kleinen Bächen (rund 13’000 km davon gibts in unserm Land) die Pestizidbelastung dermassen hoch ist, dass «mit akuten Beeinträchtigungen von Lebensgemeinschaften gerechnet werden muss». Heisst: Die Gifte in diesen Bächen raffen alles dahin, was da kreuchte und fleuchte. Es geht nicht lange, bis das Gift auch in unserem Trinkwasser ist. Bereits wurde es festgestellt in jeder zweiten Trinkwasserfassung. Und es dürfte eigentlich auch niemanden überraschen, dass wegen fehlenden Insekten bald auch die Vögel und Fische, schlicht alle Tiere, die sich von Insekten ernähren, fehlen werden. In Flüssen stellen wir bereits einen Rückgang von bis zu 90 Prozent bei Flussfischen fest. Und auch die Ornithologen beklagen einen massiven Rückgang bei Vogelarten und -anzahl.

Wie lange muss es noch gehen, was muss noch passieren, bis man sich die negativen Folgen des landwirtschaftlichen Pestizidgebrauchs eingesteht und nicht länger versucht, diese zu verharmlosen? Endlich andere Wege geht?

Deshalb sind die beiden Volksinitiativen, die gerade am Laufen sind, so wichtig.

Mit einem kräftigen Fischergruess, Dompy

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